Reinigung ohne Zeitdruck, aber mit viel Herz


27.10.2020

Die Stiftung Pigna bietet Menschen mit einer Behinderung ein breitgefächertes Wohn- und Arbeitsangebot im Zürcher Unterland. Wetrok durfte die Hausdienst-Crew am Standort Kloten Müliwies einen Tag lang bei den Reinigungsarbeiten begleiten. Eine Reportage über Schaum auf der Toilettenbrille, das Reinigen von Flughafen-Equipment und eine rührende Geste.

Reinigen ohne Hektik und Zeitdruck – gibt es das noch? Ja, und zwar in der Stiftung Pigna in Kloten. Die Institution sorgt an mehreren Standorten dafür, dass fast 200 Menschen mit einer geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderung einen Arbeitsplatz, vor allem aber eine Aufgabe, erhalten. Eine davon ist Alessia. Die junge Frau arbeitet fünf Tage die Woche in der Werkstatt Müliwies im Klotener Industriegebiet.

Arbeitszuteilung an täglicher Teamsitzung
Es ist 09.00 Uhr und das Hausdienst-Team – zu dem Alessia gehört – hält gerade die tägliche Sitzung zur Aufgabenverteilung ab. Das 11-köpfige Team erledigt Reinigungs- und Reparaturarbeiten. Dabei sind einige Mitarbeitende täglich im Einsatz, andere nur einen Halbtag pro Woche – je nach persönlicher Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Jeden Morgen werden die anfallenden Arbeiten besprochen und aufgeteilt. «Das Scheuersaugen mit der Mambo möchte ich heute übernehmen», meldet sich Alessia zu Wort. Gruppenleiterin Salome Brönnimann ist einverstanden, sie schätzt die Eigeninitiative des Teams: «Wir sorgen dafür, dass alle eine Aufgabe erhalten, die ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht. Das Teilhaben am Arbeitsleben und die Zugehörigkeit zu einem Team sind entscheidend – Bedürfnisse, die sich eigentlich gar nicht wesentlich vom regulären Arbeitsmarkt unterscheiden», gibt Salome Brönnimann zu bedenken. Im Team wird sich gegenseitig geholfen: Geht es einer Person nicht gut, übernimmt eine andere ganz selbstverständlich ihre Arbeit. Um bei Fragen sofort zur Stelle zu sein, arbeiten Gruppenleitende immer aktiv mit. In Rekordzeit sind alle Aufgaben vergeben. Bevor es losgeht, muss der Reinigungswagen bestückt werden. Auch dafür ist Alessia heute zuständig.

Rücksichtnahme auf Rollstuhlfahrer im Flur
Die zierliche junge Frau steuert zielstrebig auf den Schrank mit dem Reinigungsmaterial zu. Sie weiss genau, welche Reinigungsmittel, Mikrofasertücher und Schutzmaterialien benötigt werden. Zehn Minuten später ist der Reinigungswagen ausgestattet. Alessia übergibt diesen an Sabrina, die heute für die Sanitärreinigung zuständig ist. Sie selbst kümmert sich um ihre Aufgabe: Das Vorbereiten der Wetrok Scheuersaugmaschine. Discomatic Mambo – von allen liebevoll «die Mambo» genannt. Alessia hat die Dosierung des Bodenreinigungsmittels im Griff – im Nu ist die Maschine bereit für den Einsatz. Alle Mitarbeitenden üben die Dosierung vorgängig mehrmals mit dem Gruppenleiter, ehe sie diese allein ausführen. Sicherheit wird bei der Pigna grossgeschrieben – die eigene und die der Kollegen. Das erkennt man sofort an Alessias gewissenhafter Platzierung der Warnschilder am Anfang und Ende des Flurs. «Der Flur ist der Durchgangsweg zur Kantine, daher müssen dort viele Leute vorbeilaufen. Einige von meinen Arbeitskollegen in der Werkstatt sitzen im Rollstuhl, deshalb müssen wir besonders vorsichtig sein, um Unfälle zu vermeiden», weiss Alessia. Nun gehts los – gekonnt führt sie die Reinigungsmaschine Bahn für Bahn durch den Flur. Man merkt, dass sie das nicht zum ersten Mal macht.

Zwei Schwestern, die etwas von modernen Reinigungsmethoden verstehen
Währenddessen ist ihre Kollegin Sabrina im Bad beschäftigt – sie reinigt das Waschbecken und die behindertengerechte Toilette. Dazu benötigt sie nur ein Mikrofasertuch und eine kleine Schaumflasche. Die Flasche hat sie vorgängig mit Wasser und Reinigungsmittel (Wetrok Reocid) befüllt. Sie gibt etwas Schaum auf das Reinigungstuch und befreit dann die Armaturen des Waschbeckens von Schmutz und Kalk. Den Reinigungsvorgang führt sie mit einer Gründlichkeit aus, die man sonst in der Branche selten sieht – und kontrolliert anschliessend gar nach, ob wirklich keine Schmutz- oder Kalkreste mehr vorhanden sind. Die Schaummethode ist äusserst anwendungssicher und prädestiniert für eine solche Einrichtung. Der Schaum bietet im Vergleich zur Arbeit mit einem Spray oder Wassereimer nämlich zwei wesentliche Vorteile für die Gesundheit: Die Mitarbeitenden atmen keine Sprühpartikel ein und müssen weder Tücher auswringen noch schwere Eimer schleppen. Das freut Sabrina – schliesslich möchte sie sich ihre Kräfte für das Fussballtraining am Nachmittag sparen. Es klopft an der Badezimmertür und Sabrinas Schwester Nadja steht mit dem Staubsauger vor der Tür. Auch sie arbeitet in der Pigna – normalerweise am Standort Bülach. Durch die Corona-Krise wurden die Teams nun jedoch etwas anders zusammengesetzt. Nadja hat den direkten Vergleich in puncto Reinigungsmethoden, da in Bülach (noch) mit Eimer und Wasser gearbeitet wird: «Mit dem Putzeimer wird das Mikrofasertuch zwar zwischen den Räumen ausgewaschen, aber es bleibt halt immer etwas Schmutz am Tuch dran. Ganz anders mit dem Schaum: Dort verwenden wir immer wieder eine frische Tuchseite oder gar ein komplett neues Tuch, wenn wir den Raum wechseln. Die Arbeit mit der Schaummethode ist somit deutlich hygienischer», begründet sie ihre Präferenzen. Man merkt bereits an der Wortwahl, dass hier keine Putzhilfe, sondern eine geschulte Reinigungsfachperson vor einem steht. Sie schliesst die Tür und macht sich mit dem Staubsauger auf den Weg zum Empfangsbereich.

Staubsauger darf nicht zum Störfaktor werden
Nadja hat sich heute für das Staubsaugen gemeldet – eine Tätigkeit, die sie mag. «Staubsaugen hat etwas Entspannendes, das mache ich auch zuhause gerne, denn anschliessend fühlt sich die Wohnung so schön sauber an», erzählt die junge Frau, die sich mit ihrer Schwester Sabrina eine Wohnung in der Region teilt und viermal die Woche mit dem Bus zur Arbeit in die Pigna kommt. Sorgfältig saugt sie den Teppich mit dem Monovac Comfort ab. Der Trockensauger ist ideal für diese Umgebung, da sich der Lärmpegel dank speziellem Silent-Modus auf ein Minimum reduzieren lässt. Das ist wichtig, denn in den angrenzenden Werkstätten finden Arbeiten statt, die höchste Konzentration erfordern. Unter anderem die Konfektionierung von Kopfhörern für die Fluggesellschaft Swiss. «Wir haben den Auftrag, die Kopfhörer der Passagiere nach Gebrauch zu desinfizieren, die Kabel aufzurollen und diese neu zu verpacken. Normalerweise sind das rund 10’000 Stück pro Woche. Durch die Lahmlegung des Flugverkehrs im Zuge von Corona ist dieser Auftrag momentan leider auf Eis gelegt», berichtet Standortleiter Eckhard Schmidt mit Bedauern. Solche Konfektionierungsarbeiten werden von Personen aus den Pigna-Werkstätten in Bülach und Kloten ausgeführt. Nadja ist immer noch mit dem Staubsauger beschäftigt, beobachtet aber mit aufmerksamen Augen die Arbeit des Wetrok Fotografen. Fotografieren ist eines ihrer grossen Hobbies. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, einem Profi über die Schulter zu schauen? Nach einem kurzen Austausch unter Bildenthusiasten geht es weiter ins Treppenhaus. Dort kommt der Wetrok Rückentragsauger zum Einsatz. Eine Arbeit, die im fünfstöckigen Gebäude einige Zeit in Anspruch nimmt.

Günstigste Reinigungsmaschine nützt nichts, wenn Service und Sicherheit nicht stimmen
Jetzt ist es Zeit für die Mittagspause. Das Team macht sich auf den Weg in die hauseigene Kantine. Für uns die Gelegenheit, um mit Standortleiter Eckhard Schmidt zu sprechen und etwas mehr über die Arbeitsphilosophie von Pigna zu erfahren. Die Stiftung kooperiert vorzugsweise mit Partnern und Lieferanten, die ihrerseits wiederum Aufträge an die Pigna-Werkstätten vergeben. So funktioniert auch die Zusammenarbeit mit Wetrok: «Einerseits sind wir Wetrok Kunden, in dem wir das Reinigungsmaterial bei Wetrok beziehen, andererseits ist die Wetrok Pigna-Kundin, indem sie Hilfsarbeiten in der Maschinenproduktion an unsere Werkstatt-Mitarbeitenden auslagert. Eine Win-win-Situation», erklärt der Standortleiter das Konzept. In der Tat unterstützen Pigna-Mitarbeitende die Wetrok regelmässig beim Zusammensetzen von Motorteilchen und bei der Konfektionierung von Warenmustern. Es gibt aber noch weitere Gründe, weshalb für den Standortleiter kein anderer Reinigungsmateriallieferant in Frage kommt: die einfach bedienbaren Maschinen, die hohe Anwendersicherheit der Reinigungsmethoden und – mittel sowie das ergänzende Schulungsangebot. «Bei Wetrok kann ich darauf zählen, dass wir in guten Händen sind und jederzeit die bestmögliche fachliche Beratung erhalten. Die preisgünstigste Reinigungsmaschine nützt uns schliesslich nichts, wenn Service und Bedienerfreundlichkeit nicht stimmen», ist Eckhard Schmidt überzeugt. Ihm kommt etwas in den Sinn und er beginnt zu lächeln, als er ergänzt: «Kürzlich durften wir einen Reinigungskurs bei der Wetrok besuchen und anschliessend mit den Aufsitz-Scheuersaugmaschinen durchs Gebäude fahren. Unsere Leute kamen sich vor, wie in einem Ferrari – das war ein absolutes Highlight für alle.»

Rotationssystem sorgt für abwechslungsreiche Tage
In einigen Punkten unterscheidet sich die Pigna von herkömmlichen Unternehmen: «Unsere Mitarbeitenden brauchen eine Bezugsperson, zu der sie eine Beziehung aufbauen können, die sich Zeit für sie nimmt und ihnen die Abläufe – wenn nötig mehrmals – demonstriert. Kündigen diese Personen, stellt uns das nicht selten vor grosse Herausforderungen», offenbart Eckhard Schmidt. Positiv unterscheidet sich dafür die Reinigungsqualität: «Unsere Mitarbeitenden brauchen für gewisse Aufgaben zwar etwas länger, aber gerade, weil dieser Zeit- und Kostendruck entfällt, reinigen unsere Leute sauberer als viele regulär angestellte Gebäudereiniger», erklärt er stolz. Die Mitarbeitenden sind jedoch nicht nur gewissenhaft, sondern auch flexibel: So unterstützt das Hausdienst-Team regelmässig in der Wäscherei, in der Küche oder in den Werkstätten. Heute bleibt Sabrina nach dem Mittagessen in der Küche, während Nadja sich um die Reinigung der Oberflächen in den Büros kümmert. Normalerweise bleibt nachmittags oft Zeit, um externe Reinigungsaufträge zu erfüllen. Ein wiederkehrender Auftrag ist jener des Flughafen Zürichs: Die Pigna reinigt und desinfiziert die Boxen, in die Passagiere bei der Sicherheitskontrolle ihre Wertsachen legen. Pro Jahr sind das rund 12’000 Boxen – durch Corona ist jedoch auch dieser Auftrag weggebrochen.

Eine Überraschung zum Abschied
Es ist 16.00 Uhr. Der Arbeitstag geht für das Team zu Ende. Während wir unsere Fotografie-Ausrüstung zusammenpacken, stehen plötzlich Hausdienst-Mitarbeiterin Alessia und Bastelstunde-Teilnehmerin Arlinda vor uns. Sie lächeln geheimnisvoll, während ihre Hände etwas hinter dem Rücken verstecken. Zeitgleich nehmen die beiden jungen Frauen ihre Hände nach vorne und geben ihr Geheimnis preis: zwei selbstgeflochtene Armbänder in den schönsten Farben des Regenbogens. Emotional berührt, betrachten wir die Kunstwerke und strecken den Arm danach aus. «Moment, das blaue Armband ist für den Herrn, das rosafarbene für die Dame», erklärt Alessia und händigt uns den für uns vorgesehenen Armschmuck aus.  Dieses Andenken wird uns noch lange an diesen aussergewöhnlichen Tag erinnern. Einen Tag mit einem Team, das wahrlich «abnormal» ist – abnormal engagiert, abnormal warmherzig, abnormal freundlich und abnormal hilfsbereit.

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